Gefahren und Lösungen der Energieversorgung in CEE und den baltischen Staaten

Im Zeitraum 2019-2021 schwankte der Anteil des russischen Gases an der EU-Gasstruktur zwischen 39 % und 53 %. Nur wenige Länder, vor allem in Mittel- und Osteuropa (z. B. Bosnien, Nordmazedonien), waren zu 100 % von russischem Gas abhängig. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine führte zu einem Einbruch in den Energieversorgungsketten und einem Anstieg der Kosten. Die europäischen Länder waren daher gezwungen, neue Partner zu finden, den Verbrauch vor dem Winter zu senken und den steigenden Preisen zu entgehen.
Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas / LNG) wurde für die meisten Länder erste Option:
- Spanien hat 6 Terminals mit einer jährlichen Gesamtkapazität von 60 Mrd. Kubikmetern in Betrieb.
- Ein Terminal in Portugal hat bspw. 7,6 Mrd. Kubikmeter.
- Frankreich betreibt 3 Terminals mit einer Kapazität von 31,5 Mrd. Kubikmetern und plant die Inbetriebnahme eines neuen Terminals in Le Havre bis Ende 2023.
- Italien verfügt über 4 Terminals mit einer Kapazität von 16,6 Mrd. Kubikmetern und plant die Inbetriebnahme von 2 weiteren Terminals bis 2023 mit einer Gesamtkapazität von 13 Mrd. Kubikmetern.
- Von den baltischen Ländern verfügte nur Litauen über ein LNG-Terminal, während Estland und Lettland nun eine rasche Entwicklung von LNG-Terminals planen.
- Bis 2022 war Deutschland das einzige Land in Westeuropa mit Zugang zum Meer und ohne Terminals. Ende 2022 wurde dann das Terminal in Wihelmshaven mit einer Kapazität von 5 Mrd. Kubikmetern in Betrieb genommen. Zwei weitere mit einer gemeinsamen Kapazität von 20 Mrd. Kubikmetern sind für 2026 geplant.
Die boomende Entwicklung von Terminals und die wachsende Nachfrage nach LNG führten zu einer extremen Volatilität der Preise auf dem größten europäischen Marktplatz für Rohstoffe (Dutch TTF). (Höchststand im August 2022 von 339 EUR/MWh). Erst nach dem Abschluss neuer Lieferverträge begannen die Preise bis zum ersten Quartal 2023 kontinuierlich auf 65 EUR/MWH zu sinken und eine allmähliche Stabilisierung der Energiemärkte trat ein.
Ab Februar 2022 verringerten die EU-Länder allmählich ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland, was zu einem kumulierten Anteil von 11 % führte. Der Rest der Importe stammt aus LNG-Lieferungen, hauptsächlich aus den USA, Katar, Nigeria, Norwegen und Algerien. Als langfristige Lösung treiben die westeuropäischen Volkswirtschaften die Entwicklung erneuerbarer Energielösungen voran und erhöhen dafür die Investitionen:
- Die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, dass bis 2030 45% des EU-Energiemixes aus erneuerbaren Energien stammen sollen, was einen Fortschritt gegenüber dem vor weniger als einem Jahr vorgeschlagenen Ziel von 40 % darstellt.
- Zudem möchte man den Energieverbrauch bis 2030 um 13% (im Vergleich zu 2020) senken.
- Zusätzliche 210 Mrd. EUR werden in den nächsten fünf Jahren benötigt, um den Ausstieg aus den russischen fossilen Brennstoffen zu finanzieren.
- Darüber hinaus beschleunigen Länder den Bau und die Inbetriebnahme von LNG-Terminals.
Im Rahmen der Analyse waren die Arbeits- und Logistikkosten die wichtigsten Faktoren. Ab Mitte 2022 spielen jedoch die Versorgungskosten eine größere Rolle im Entscheidungsprozess. Neben der Industrie, die für 23 % des gesamten Gasverbrauchs in der EU verantwortlich ist, sind die Haushalte mit einem Anteil von 24 % die zweitgrößten Abnehmer. Als kurzfristige Maßnahme wurden die Energierechnungen teilweise von der Regierung kompensiert. Als langfristige Lösung diskutiert die Europäische Kommission, die Installation von Photovoltaikanlagen für alle neuen öffentlichen und gewerblichen Gebäude mit einer Fläche von mehr als 250m² bis 2026 verbindlich vorzuschreiben und bis 2029 auf alle neuen Wohngebäude auszuweiten.
Energieversorgungsprobleme und steigende Kosten verursachten große Turbulenzen in den europäischen Volkswirtschaften. Sie trieben aber auch die Entwicklung erneuerbarer Energien, die Suche nach alternativen Versorgungsquellen und das Erreichen der Energieunabhängigkeit voran.
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